Als ich vor zwei Jahren das erste Mal nach Bali reiste, war Canggu mein Lieblingsort und ist es auch nach dem zweiten Besuch der Insel geblieben. Hier vereint sich der Yoga- und Surferlifestyle mit hippen healthyfood-Cafés/Restaurants und Shops. Am Batu Bolong Beach hatte ich damals meine erste Surfstunde, bin oft zum Yoga oder eine Runde laufen gegangen (was wegen dem brisanten Verkehr und den fehlenden Bürgersteigen übrigens nur an wenigen Orten möglich ist), habe durch die Übernachtungen in Homestays einige neue Leute und andere Reiseblogger kennengelernt, Strandpartys gefeiert und mit vielen den Kontakt bis heute gehalten! Kurzum: Ich habe nur tolle Erinnerungen an diesen Ort.
Diesmal gab es jedoch einen anderen Grund für die Reise – ein fünftägiges Yoga-Retreat auf Bali. Als Linda mir das Retreat vorschlug und wir uns entschieden diesen Urlaub zu machen, war ich erst unsicher ob ich „gut genug“ für ein Retreat bin und ob es mir überhaupt gefallen würde. Ich mache seit 2 Jahren Yoga, allerdings eher sporadisch – nach Lust & Laune. Ich besuche selten Kurse und rolle wenn zu Hause meine Matte aus. Ab und zu nehme ich Youtube-Videos zur Hilfe. Ich weiß, dass die Übungen gut für meinen Körper sind, aber ich hatte nie wirklich Lust auf eine Yoga-Einheit. Eine gute Basis um sich für fünf Tage in die Welt der „richtigen Yoginis“ zu begeben und bis zu vier Yoga-Klassen pro Tag zu machen, oder?! 😉
Wie sich später herausstellte, waren das alles Vorurteile und wenn ich mir eure Fragen bei Instagram durchlese, habt ihr oft dieselben Bedenken oder offenen Fragen bei so einem Retreat. Einige von euch haben mich gebeten über das Yoga-Retreat zu schreiben, was eigentlich gar nicht geplant war. Um es schon einmal vorweg zu nehmen, ich habe das Retreat selbst bezahlt und alles was ich hier sage ist nur meine persönliche Erfahrung/Empfehlung 🙂 Ich war bzw. bin immer noch ziemlich begeistert davon!
Q & A – Los geht’s
Würdest du Bali als Reiseziel empfehlen? Wieviele Tage/Wochen wären sinnvoll?
Ja, auf jeden Fall! Wie oben erwähnt war ich nun zum zweiten Mal auf der Insel und würde auch jederzeit noch einmal zurückkehren. Ein Yoga-Retreat auf Bali ist mit Sicherheit eine tolle Gelegenheit die Insel, die Kultur und den besonderen Yoga-/Surf-Lifestyle dort kennenzulernen. Um ein bisschen mehr zu sehen und an verschiedene Orte zu reisen würde ich euch minimum 14 Tage Aufenthalt empfehlen. Bali hat auch noch viele umliegende tolle Inseln, wie z. B. Nusa Penida oder Nusa Ceningan, die sich landschaftlich definitiv lohnen und die ich euch hier bereits vorgestellt habe.
Bali ist ein schönes Reiseziel, auch wenn es (leider & durch die vielen Empfehlungen) immer touristischer wird und der Verkehr auf Bali inzwischen eine Zumutung ist (enge Straßen, zu wenig Platz für all die Roller und Autos).
Warst du alleine oder mit deiner Freundin dort? Bin am überlegen alleine zu reisen.
Linda und ich haben das Retreat in unseren Urlaub eingebunden. Wir waren insgesamt 12 Tage auf Bali:
- vier Tage in Canggu (Hotel Como Uma Canggu + Unterkunft The Loft Villas Echo)
- fünf Tage in Seminyak für unser Retreat (Go for fit! by Miriam Frieser – angemietete Villa Kreol)
- drei Tage im Südosten der Insel in Nusa Dua (Resort Ritz Carlton Bali)
Wir haben uns übrigens bewusst gegen viel Action auf dieser Reise entschieden, da ich erstens mit meiner Sehnenentzündung am Fuß immer noch stark angeschlagen war, also keine weiten Strecken gehen konnte und wir zweitens die wenige Zeit zum runterkommen, entspannen und abschalten nutzen wollten.
Zur Frage, ob man ein Yoga Retreat alleine machen kann: Ja, auf jeden Fall (sagt auch unsere Yoga-Lehrerin Miriam, die ich zur Sicherheit noch einmal gefragt habe ;-)). Voraussetzung sind eben gewisse Englischkenntnisse zur Verständigung, wenn das Retreat im Ausland stattfindet. Unsere Gruppe bestand aus nur 9 Teilnehmern von verschiedenen Ländern und Kontinenten, es waren sowohl Alleinreisende, als auch Pärchen oder Freundinnen wie Linda und ich dabei. Dadurch, dass die Gruppen klein gehalten sind, wächst man sehr schnell zusammen und ist mit den Personen aufgrund der gemeinsamen Interessen meistens auch auf einer Wellenlänge. In unserem Retreat gab’s Doppel- oder Mehrbettzimmer zur Auswahl und wir verbrachten die meiste Zeit als geschlossene Gruppe. Es wurde morgens, mittags und abends zusammen gegessen, in der Freizeit lagen wir zusammen am Pool, hatten tolle Gespräche, waren natürlich in den Yoga-Einheiten und Meditationen zusammen und starteten auch zu gemeinsamen Ausflügen in die Stadt. Es war schön die anderen, also fremde Personen, besser kennenzulernen. Ich finde gerade DAS macht so eine Reise aus. Es erweitert den eigenen Horizont, eröffnet neue Sichtweisen und Perspektiven und ich finde es immer spannend zu hören, wie z. B. der Stand zu gewissen Themen wie Trends, Ernährung, Nachhaltigkeit… in anderen Ländern ist.
Gab es einen „Stundenplan“? Wie war der Tagesablauf?
Ja, es gab einen Stundenplan. Der Plan wurde vorab per E-Mail zugesendet und hing auch im Retreat aus. Er umfasste die unterschiedlichen Yoga-Klassen, kreative Workshops, Meditationen & Essenszeiten. Unser Plan bestand aus ein paar Routinen und alles andere variierte von Tag zu Tag. Hier habe ich euch mal unseren Plan zur Ansicht eingefügt 🙂 :
Miriam Frieser gestaltet ihre Retreats in der Regel immer so, dass die Tage aufeinander aufbauen und man mit einem Mehrwert nach Hause geht. Es ist mehr wie eine Ganzkörper-Erfahrung – ein Trip mit allen Sinnen: Ein Mix aus Hatha Yoga, Yin Yoga, Meditation und Atemübungen + Workshops.
Jeder Morgen begann um 7 Uhr mit einer entspannten Meditationsrunde, gefolgt von verschiedenen Yoga-Einheiten jeweils von 7:30 Uhr – 8:55 Uhr und um 9 Uhr gab’s das gemeinsame Frühstück. Die nächste Yoga-Klasse oder ein Workshop stand am Mittag an und bis dahin konnte man am Pool entspannen, sich bräunen, lesen, telefonieren, in die Stadt fahren, whatever… 🙂 Bis zu vier Tagespunkte standen auf dem Plan und das Abendessen war jeden Tag für 19 Uhr geplant. Einen Abend aßen wir auswärts in einem Restaurant nach einer Yoga-Einheit am Strand.
Ich fand es gut im Vorfeld zu wissen, wie die Tage durchstrukturiert sind. So konnte man sich auf die jeweiligen Tagespunkte & Essenszeiten besser vorbereiten und die anderen Aktivitäten drumherum planen.
Wie teuer ist so ein Yoga-Retreat?
Die Preise variieren natürlich bei jedem Retreat und es kommt auch darauf an, in welchem Land es stattfindet. Unser fünftägiges Retreat lag preislich inkl. der Verpflegung und einer Goodie-Bag im Wert von über 350 $ bei 1200$ – 1350$ je nach Zimmerwahl.
Wie war das Essen im Retreat?
Unser Frühstück und Abendessen wurde täglich von einem balinesischen Küchenteam in mehreren Gängen frisch zubereitet. Hier konnte man fast alle Wünsche & Einschränkungen vorher abklären (habe ich z. B. auch mit meiner Fructoseintoleranz: „Please no mango, no pineapple, no melon, but a looooot of dragonfruit“ :D). Die Drachenfrucht vertrage ich zum Glück ziemlich gut und ist geschmacklich eh mein Favorit!! Die vegane oder vegetarische Ernährungsweise waren hier natürlich auch kein Problem. Insgesamt war das Essen hervorragend und ich vermisse es ein wenig jeden Tag so gut bekocht zu werden.
Bist du ein spiritueller Mensch? Hat dich das Yoga-Retreat geistig verändert?
Sagen wir mal so: Mir wurde die Spiritualität sicherlich nicht in die Wiege gelegt. Meine Mama verdreht jetzt noch die Augen, wenn ich ihr etwas von Meditation, Kraft von Geist u. Seele oder nicht wissenschaftlich erklärbaren Phänomenen erzähle. Sie ist eine Verfechterin der Schulmedizin und so wurde ich auch erzogen. Mit Anfang 20 bin ich erstmalig wegen der diagnostizierten Fructoseintoleranz zu einer Homöopathin gegangen. In ihren Augen alles „Humbug“ und die verschriebenen Globuli wurden später auch mit einem schelmischem Lächeln begutachtet, als seien sie nicht von diesem Planeten. Ja, so sieht meine Ausgangssituation aus ;-). Mit den Jahren als ich von zu Hause ausgezogen bin und selbstständig wurde, habe ich mir auch auf dieser Ebene eine eigene Meinung gebildet. Ich glaube, dass unser Geist bei allen Heilungsprozessen des Körpers eine wesentliche Rolle spielt und dass die Kraft der Gedanken nie zu unterschätzen ist (dazu weiter unten mehr). Als spirituell würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen. Dazu fehlt mir in vielen dieser Bereiche die Vorstellungskraft und das Wissen.
Ich bin ein Kopfmensch. Bisher musste mein Körper stets mitziehen, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte. Sei es eine bestimmte Leistung, ein Wettkampf oder ein bestimmtes Trainingspensum. Es tat meinem Kopf gut, ich war motivierter und zielstrebiger, auch im Studium oder bei der Arbeit. Produktivität hängt bei mir sehr mit körperlicher Ausgelassenheit zusammen. Vielleicht war der Wille etwas größer als der Verstand. Während des Sportstudiums und die Jahre danach häuften sich die Verletzungsfälle und damit auch der Hass sowie das Unverständnis meinem eigenen Körper gegenüber. Ich möchte etwas erreichen, aber werde gehindert; mal wieder; von ihm! Gefangen im eigenen Körper sozusagen. Die Gedanken drehten sich oft im Kreis: „Schon wieder verletzt… Wieso??“
Im Yoga Retreat habe ich in erster Linie gelernt meinen Körper mehr zu spüren, ihm zuzuhören und bestimmte Reaktionen zu verstehen – das Thema Achtsamkeit. Das klingt jetzt so einfach, ist es aber oft nicht. In der jeweiligen Situation neigt man gerne dazu negative Gedanken aufzubauen, vor allem wenn sich der Heilungsprozess über mehrere Monate oder sogar Jahre zieht. Wir stecken in einer Leistungsgesellschaft und setzen uns Ziele; wollen meistens schneller, besser und stärker werden, haben hohe Ansprüche an uns selbst und vergleichen uns entweder mit uns selbst oder anderen. Letztendlich stecken wir aber nunmal in unserer Haut und kommen dort auch nicht raus. Die Kraft der Gedanken bei einer Heilung wurden mir erst im Retreat richtig bewusst. Es ist Arbeit und kann auch manchmal anstrengend sein sich innere und äußere Ursachen bewusst zu machen, Fortschritte zu visualisieren (z. B. die bildliche Vorstellung wieder eine Sportart auszuüben) und dabei kontinuierlich am Ball zu bleiben. Wer sich für die Kraft der Gedanken bei Erkrankungen interessiert, dem kann ich übrigens das Buch „Du bist das Placebo – Bewusstsein wird Materie“ des Neurowissenschaftlers und Chiropraktikers Dr. Joe Dispenza empfehlen (keine Werbung).
Hast du es geschafft dich auf eine Meditation einzulassen? Hast du es während der Zeit geschafft mehr und mehr in dich kehren zu können?
Haha bei diesen Fragen musste ich erst schmunzeln. Ihr kennt mich eben doch ziemlich gut. Ja, ich habe es endlich geschafft! Ich würde sogar behaupten, dass ich im Yoga-Retreat zum ersten Mal so richtig meditieren konnte. Das Ziel einer Meditation ist die vollständige Entspannung und Stressreduktion. Dabei sinkt auch unser Blutdruck und die Muskelspannung nimmt ab.
Still zu sitzen und sich in einer Gruppe > 30 Min. auf sich zu konzentrieren, war für mich aber immer eine riesige Hürde. Entweder schweiften die Gedanken ab, die Sitzposition wurde unbequem, es traten teilweise Schmerzen auf oder ich hatte diesen kleinen Teufel im Kopf, der sich wehrte und einfach nicht darauf einlassen wollte. Bei Meditationen im Liegen hatte ich bisher auch wenig Erfolge, da ich in dieser Position meistens einfach eingeschlafen bin. Das ist zwar entspannungstechnisch nicht verkehrt, aber auch nicht Sinn und Zweck der Sache. Es geht eigentlich darum seinen Körper besser zu spüren, Emotionen wahrzunehmen und Signale zu verstehen.
Auf Bali hat es mit der selbstgemachten Mala Beads Kette zum ersten Mal geklappt und wird zum Glück immer besser. Wie, was und warum beantworte ich mit der nächsten Frage.
Was ist denn eigentlich eine „Mala Beads“-Kette, die du jetzt oft zum Meditieren nutzt?
Die Mala ist eigentlich eine im Buddhismus und Hinduismus gebräuchliche Gebetskette. Im Yoga wird diese Kette aber auch traditionell für sitzende Meditationen oder bei Asanas (Yoga-Stellungen) mit überwiegend ruhenden Körperstellungen eingesetzt. Die Kette besteht immer aus 109 Perlen, von denen 108 Perlen gleich groß und eine „Guru“-Perle als Start- und Endpunkt der Meditation größer ist. Die Mala-Kette ist ein sehr persönlicher Gegenstand und erinnert daran die eigenen Ziele zu manifestieren. Daher fand ich es auch besonders schön, dass wir die Ketten in einem Workshop selbst gebastelt haben. Die Farben, das Design & die Anordnung der Perlen konnten wir selbst bestimmen. Es dauert ca. 1 – 1,5 Std. bis eine Mala Kette fertig ist. Die Anfertigung der Kette, bei der 109 Perlen einzeln aufgefädelt werden, war ebenfalls wie eine Meditation und wurde auf dem Stundenplan auch als „Hand-Meditation“ betitelt.
Während einer sitzenden Meditation liegt diese Kette übrigens in der rechten Hand zwischen Mittel- und Zeigefinger. Mit dem Daumen schiebt man die Perlen auf dem Mittelfinger weiter, jeweils einzeln und mit einem persönlichen Gedanken oder einem Atemzug zu jeder Perle. Um 109 Perlen durchzugehen haben wir +- 30 Min. gebraucht und diese Zeit plane ich nun auch morgens ein, wenn ich nach dem Aufstehen meditiere. Bisher schaffe ich es 1-2 mal pro Woche und merke jedes Mal, wie unglaublich gut dieses „Sammeln der Gedanken“ tut. Die Kette hilft mir sehr dabei nicht abzuschweifen. Andere Meditationsformen fallen mir oft schwer und geführte Meditationen machen mich, je nach Betonung und Aussprache des Sprechers, sogar zum Teil etwas aggressiv. Bei dieser Form der Meditation ist alles ruhig (ggf. leise Musik) und keiner spricht. Man konzentriert sich nur auf die eigenen Gedanken und hat mit der Kette etwas „Greifbares“ in der Hand. Man schenkt jeder Perle einen Gedanken und hält sie entweder fest zwischen den Fingern oder rollt sie leicht hin und her. Ich rolle die Perlen gerne hin und her, um mehr an den Fingern zu spüren und mich besser auf das Hier & Jetzt zu konzentrieren. Gedanken können übrigens lange oder kurze Sätze oder auch nur ein Wort sein: „Ich mag …“, „Gestern war … besonders schön“, „Ich möchte nicht …“, “ … steht heute an“… Im Großen und Ganzen Zusammenfassungen des Alltags, anstehender Aufgaben, Ziele, Beziehungen, Freundschaften oder all das, was dich momentan beschäftigt und du dir bewusst machen willst.
Wem würdest du eine solche Reise empfehlen? Kannst du es als Yoga-Beginner empfehlen?
Ich kenne bisher nur dieses eine Yoga-Retreat, daher ist es schwer die Antwort zu verallgemeinern. Für die Retreats von Miriam Frieser gilt: Anfänger und Pros sind willkommen :-)! Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und in unserer Gruppe waren auch Personen, die erst vor wenigen Monaten mit Yoga begonnen haben oder nicht öfter als 1 x pro Woche einen Yoga-Kurs besuchen.
Falls ihr die anstehenden Retreats von Miriam verfolgen möchtet: Sie kommuniziert ihre geplanten Retreats immer auf Social Media ( @mimi_goforfit_ & @feelgoodjunkies ) und bei fixen Preisen + Daten folgt ein Blogbeitrag auf der Webseite www.goforfit.de . Ich kann’s jedem ans Herz legen, der in seinem Urlaub einerseits abschalten, andererseits etwas für sich tun möchte. Einen Mehrwert bietet das Retreat auf jeden Fall! Ich überlege für dieses Jahr noch eins zu buchen 😉 .